Opiate - Entzug
Die körperlichen Symptome, die im Rahmen eines Opiatentzugs auftreten, sind sowohl von der Art des eingenommen Opiats als auch von der Menge, die genommen wurde, abhängig. Ein weiterer Faktor ist der Gesundheitszustand und die Persönlichkeit des Drogensüchtigen.
Entzugssymptome beginnen 8 bis 12 Stunden nach der letzten Drogeneinnahme.
Am Anfang steht eine zunehmende Unruhe bedrückte, gereizte Stimmung. Die ersten körperlichen Symptome sind meist starkes Schwitzen, Tränenfluss, Gähnen. Hinzukommenden Symptome sind erweiterte Pupillen, Zittern, Durchfall, Appetitlosigkeit, eventuell auch Übelkeit und Erbrechen. Häufig besteht ein Kältegefühl, das sich im ganzen Körper ausbreitet und das von einer Gänsehaut begleitet ist (daher kommt auch die englische Bezeichnung „turkey“ für Entzug).
Charakteristisch sind Schmerzen in den Muskeln und Knochen, die sich vor allem im Rücken und den Beinen manifestieren. Eines der störendsten Symptome in diesem Zustand ist sicher die Schlaflosigkeit, die fast immer auftritt. Die körperlichen Entzugssymptome erreichen nach 48 bis 72 Stunden ihren Höhepunkt.
Bis die körperliche Balance jedoch vollständig wiederhergestellt ist, dauert es mehrere Wochen. In dieser Zeit ist auch die psychische Belastbarkeit reduziert: Menschen in diesem Zustand haben eine erniedrigte Toleranz gegenüber Stress, wenig Selbstvertrauen und eine verminderte Akzeptanz gegenüber ihren eigenen Missstimmungen.
Medikamentöse Therapie des Opiatentzugs
Opiatentzüge können sowohl in einem ambulanten als auch einem stationären Setting durchgeführt werden.
Wesentlichste Züge der Therapie sind die Beseitigung der Schmerzen und die Bekämpfung der Unruhe und der Schlaflosigkeit, die von den Patienten meist als sehr quälend erlebt werden.
In den meisten Fällen verwendet man dazu stark dämpfend wirkende Neuroleptika, Antidepressiva oder auch langwirksame Tranquilizer.
Wesentlich ist es, eine Dehydration, die sich durch starke Durchfälle und Erbrechen einstellen kann, rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Psychotherapie während des Entzugs
Grundsätzlich wäre eine begleitende Psychotherapie für alle Drogensüchtigen, die einen Entzug machen, wünschenswert.
Der Drogensüchtige, der sich – aus welchen Gründen auch immer – dazu entschließt, einen Entzug zu machen, befindet sich in einer für ihn meist bedrohlichen Situation: Er verzichtet auf eine für ihn vermeintlich lebenswichtige Substanz, die ihn vielleicht jahrelang begleitet hat und die ihm geholfen hat, Defizite seiner Persönlichkeit auszugleichen und seine Einsamkeitsgefühle und Depressionen erfolgreich zu bekämpfen.
Während des Entzugs ist der Patient noch intensiv mit seiner körperlichen Symptomatik beschäftigt, die er mehr oder weniger gut toleriert. Nach Abschluss des Entzugs befindet sich der Patient jedoch in einer für ihn völlig neuen psychischen Situation, die er nun meistern muss.
Viele Patienten fallen in dieser Zeit in ein „großes schwarzes Loch“ und werden rückfällig, nicht zuletzt deshalb, weil sie ja ein „Medikament“ kennen, das ihre psychischen Nöte bekämpfen kann. Die Realität gestaltet sich jedoch so, dass nur in einigen wenigen stationären Einrichtungen die gleichzeitige Durchführung eines körperlichen Entzugs und Psychotherapie möglich ist.